KÖRPERSPRACHE NEWS 05

KÖRPERSPRACHE NEWS 05

(c)Bundesarchiv, Bild 183-1990-1127-023 / CC-BY-SA 3.0

Immer ein kaiserlicher Auftritt: Ob nun sein Name aufgrund eines Fotos entstanden ist, als er neben der Büste des ehemaligen Kaisers Franz I fotografiert wurde, oder der „Kaiser der Nation“ in Anlehnung an den „Bomber der Nation“ wie sein Doppelpass-Partner Gerd Müller genannt wurde, entstanden ist – da streiten sich die Geister. Eins ist jedoch klar und offensichtlich: Franz Beckenbauer hat immer einen kaiserlichen Auftritt, eine kaiserliche Präsenz. Unter fussballhelden.com wird Franz Beckenbauer mit sportlichem Ehrgeiz, göttlichem Talent und majestätischem Charisma beschrieben, was man nicht zuletzt seiner Persönlichkeit zuschreibt. 

Weiterhin ist zu lesen: „… der Kaiser beherrscht Spiel und Spielfeld …“. „Franz Beckenbauer ist eine geglückte Mischung aus Selbstbewusstsein, Sensibilität und Bescheidenheit.“ (Bundeskanzler Gerhard Schröder)

Und genau diese Mischung ist auch in seiner Körpersprache zu erkennen: Einerseits positioniert er sich mit seinem selbstbewussten Auftreten, geht auf Menschen zu (siehe Foto: seine Bereitschaft zeigt sich in seiner rechten Körperposition, die jederzeit zum Distanzabbau bereit ist), andererseits nimmt er sich auch zurück (dies zeigt sich in der linken Körperhälfte, die dafür sorgt, dass diese Dominanz nicht überwiegt). Sein offenes, jedoch nicht aufdringliches Lächeln unterstützt seine nonverbale Aktivität. Seine Sensibilität erkennt man in seinem wachen, gradlinigen Blick und an seiner filigranen Handgestik.

Eindeutig: Franz Beckenbauer hat eine Raumpräsens, die sich nicht nur auf dem Rasen abspielt, aber sicherlich auch damit deutlich im Zusammenhang steht. Denn Erfolg besteht nur zu 10 % aus Glück und die restlichen 90 % gehen auf die Verarbeitung von Information zurück. Beim Kaiser Franz waren das wohl Erkenntnis, Einsatz und Ausdauer, denn bereits als 13-jähriger plante er seine fußballerische Karriere, wechselte schließlich zum FC Bayern München, debütierte dort im Alter von 18 Jahren in der ersten Mannschaft der Bayern und gehörte kurz darauf bereits zur bundesdeutschen Olympia Auswahl.

Über 24 Jahre zeigte er anhaltend sportlichen Einsatz – 424 Bundesligaspiele, 5 deutsche Meistertitel, Europameister 1972, Weltmeister 1974 – bevor er 1982 seine Laufbahn als Kapitän, Mittelfeldspieler und Libero in der Bundesliga beendete. Doch als hätte er mit seinen Erfolgen noch nicht genug, leitete er anschließend von 1984 bis 1990 als Teamchef die deutsche Fußball-Nationalmannschaft. Mit der Weltmeisterschaft 1990 gelang dem Kaiser dann ein kaiserliches Kunststück, als er sowohl als Spieler als auch als Teamchef Weltmeister wurde. Die Szenen, als er am Ende des Spieles, allein und in Gedanken verloren über den Platz schreitet, sind vielen als kaiserlich in Erinnerung geblieben.

Nähe & Distanz:

Wir können es wenden wie wir wollen, jedoch zu Beginn jeder Überzeugung steht unser Selbstverständnis darüber, dass wir uns anbieten, dass wir uns selbst verkaufen. Wenn wir diese Sichtweise annehmen, so haben wir nichts zu verstecken, nichts zu beschönigen oder zu verleugnen, sondern eher genau das Gegenteil, wir haben etwas zu geben, anzubieten und können ganz offen sein. Mit dieser Sichtweise der eigenen Überzeugung etwas geben zu können, müssen wir uns auch nicht schützen und können Nähe zulassen. Unser Körper nimmt automatisch eine aktive, dynamische Form an! Letztendlich geht es um Angst und Distanz bzw. im Umkehrschluss um Nähe und Erfolg. Als Metapher stehen dafür Spieler auf dem Fussballfeld: 

Auf welcher Seite des Fussballfeldes wollen Sie stehen? Bei den Überzeugern oder bei denjenigen, die nicht in die nächste Runde kommen?

Haben Sie etwas anzubieten?

… können Sie damit überzeugen und auch Nähe aufbauen,? Klar, und Ihre eigene Wertschätzung hat auch etwas mit Ihrer eigenen Akzeptanz zu tun. Und die kann man sich nicht erzaubern, wie Franz Beckenbauer klar darlegte, diese muss man sich entwickeln, erarbeiten. Und hier schließt sich dann der Kreis zum Charisma, zur Persönlichkeit, die ganz eng mit unserem Körperausdruck verbunden ist, weil sie unmittelbar durch unseren Körper zum Ausdruck kommt. Nicht nur auf dem grünen Rasen! Franz Beckenbauer macht es vor: auch im täglichen Leben.

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Von der Unbewussten Inkompetenz zur bewussten Kompetenz